Festo Niederlande

Im Spiegel der Zeit

Über 50 Jahre Festo in den Niederlanden

15/10/2019
5 min
KOMMENTIEREN TEXT ALS PDF

Neben 17 Millionen Niederländern existiert im flachsten Land Europas noch eine besondere Art von „Zweibeinern“. Rund 22 Millionen gibt es davon. Besonderes Merkmal: Auf sich alleine gestellt verharrt es, in Begleitung von Menschen bewegt es sich – mal mehr, mal weniger intensiv. Wie das stadt- und landschaftsbildprägende Wesen heißt? Es wird „fiets“ oder liebevoll „fietsje“ genannt – das Fahrrad.

Weltweit sind die Niederlande das einzige Land mit mehr Fahrrädern als Einwohnern. Von Den Haag bis Enschede, von Maastricht bis Eemshaven – der mobilen Symbiose aus Mensch und Maschine begegnet man auf Schritt und vor allem Tritt. Vielleicht zählen die Niederlande deshalb zu den innovativsten Nationen weltweit, weil sie es lieben, schnell voranzukommen, sich selbst und Dinge zu bewegen und neue Horizonte zu entdecken.

Festo Niederlande Fahrräder

Frühe Fähigkeit zur Innovation

Die Niederlande sind eine der ideenreichsten Volkswirtschaften. Im Global Innovation Index 2017 belegte das Land Platz 3 unter 126 untersuchten Nationen. Auch dem European Innovation Scoreboard 2018 (EIS) zufolge rangieren die Niederländer in der kreativen Spitzengruppe der Europäischen Union. Weithin sichtbares Zeichen niederländischer Innovationskraft ist die Windmühle. Sie gilt als typisches Beispiel der frühen Entwicklung von Mechanik und Automation.

Während heute noch rund 1000 Windmühlen existieren, drehten zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert bis zu 10.000 ihre Flügel im Wind und stellten so nicht nur Mehl her, sie sorgten auch für die Entwässerung des tief gelegenen Marschlands und die Bewässerung von Feldern. Auf diesen haben die findigen Niederländer nicht nur ihre weltberühmten Tulpen zu größtem Variantenreichtum getrieben, auch die orangefarbene Karotte – im 16. Jahrhundert gezüchtet – entstammt ihrer Innovationskraft.

Windmühlen Niederlande

Über 10.000 Windmühlen prägten einst die holländische Landschaft. Sie wurden zu industriellen Zwecken und als Wasserpumpwerke genutzt.

Nur kurze Zeit darauf, Mitte des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts, öffnete Antoni van Leeuwenhoek mit seinen Mikroskopen die Welt der Mikrobiologie für das menschliche Auge. Auf den Gebieten der Mechanik wie der Himmelsmechanik hat sein Zeitgenosse Christiaan Huygens, seines Zeichens Mathematiker, Physiker und Astronom, weitreichende Entdeckungen gemacht.

Neben der Entwicklung hochpräziser Uhren ist ihm mit seinem fortschrittlichen Teleskop im Jahre 1655 die Entdeckung des Saturn-Monds Titan gelungen. Die 1997 von der NASA ins All geschickte Saturn-Mission „Cassini-Huygens“ trägt den Namen des berühmten Niederländers. Die Innovationsgeschichte setzt sich bis heute fort. CDs, DVDs und Blu-rays wurden in den Niederlanden erfunden und auch im Bereich der Digitalisierung gehört das Land europaweit zu den Spitzenreitern.

Von minus 7 bis plus 321 Metern

Die Innovationsfreudigkeit zeigt sich auch an den jährlichen Unternehmensneugründungen: 127.000 sind es an der Zahl. Hochgerechnet auf die Fläche des Landes von 41.526 Quadratkilometern entspricht das drei neu gegründeten Firmen pro Quadratkilometer pro Jahr. Etwas relativiert wird dies durch die hohe Einwohnerdichte. Mit 412,4 Menschen pro Kilometer
im Quadrat sind die Niederlande das am achtdichtesten bevölkerte Land der Erde.

Rund ein Fünftel davon liegt unter dem Meeresspiegel. Schutz vor den Fluten der Nordsee und den Hochwassern der Flüsse bieten Deiche mit einer Gesamtlänge von rund 3000 Kilometern. Der niedrigste Punkt des Landes ist der Prins Alexanderpolder mit minus 7 Metern, der höchste Punkt der Vaalserberg mit 321 Metern. Neben dem Schutz bestehender Landflächen mit modernsten Meisterwerken des Deichbaus, wie etwa dem Oosterschelde-Sturmflutwehr, ist es gelungen, der See große Landflächen abzuringen. Dazu zählt unter anderem die Provinz Flevoland – ein riesiger Polder inmitten des Ijsselmeers.

Fingerspitzen- und Ballgefühl

Zum Errichten großer Bauwerke braucht es Vorstellungskraft. Dass die Niederländer darüber schon seit alters her verfügen, zeigt sich in den Werken ihrer weltberühmten Maler wie
Hieronymus Bosch, Rembrandt van Rijn und Jan Vermeer. Im so genannten Goldenen Zeitalter des 17. Jahrhunderts fertigten in den Niederlanden jährlich rund 700 Maler bis zu 70.000 Gemälde
an. Einer der bekanntesten Vertreter der Neuzeit ist Vincent van Gogh.

Neben Wissenschaft, Kunst und Kultur begeistert die Niederländer der Sport. Bekannt sind ihre ausgezeichneten Radfahrer wie etwa Gerrie Knetemann und Peter Post. Noch tiefer im nationalen Sportbewusstsein verankert ist der Fußball. Stichwort „Oranje“. Spieler wie Johan Cruyff und Johan Neeskens sind in der Welt des internationalen Ballsports legendär und haben den Grundstock gelegt für den Ruhm der „elftal“ – der niederländischen Fußballnationalmannschaft. Cruyff gilt bis heute als fußballerisches Genie, das als Spielmacher wie als Trainer dem Fußball neue Perspektiven öffnete.

Meister der Effizienz

Die Wirtschaft der Niederlande ist stark international ausgerichtet – von der Seelage Rotterdams als Europas größtem Hafen begünstigt. Gute Infrastrukturen, meist mehrsprachige Arbeitnehmer mit einem guten Ausbildungsgrad und einer hohen Arbeitsproduktivität tragen zum Erfolg der niederländischen Wirtschaft bei.

Hafen Rotterdam

Rotterdam ist der größte Hafen Europas und gilt als Architekturstadt Hollands, deren Skyline sich immer wieder verändert.

Besonders innovationsstark ist das Land im Landwirtschaftssektor. Mit 101 Milliarden Euro ist die Niederlande nach den USA zweitgrößter Exporteur von Agrarprodukten. Dazu zählen jährlich rund zwei Milliarden Tulpen und acht Milliarden Kilo Kartoffeln. Nicht zu vergessen die berühmten Tomaten aus modernsten Gewächshäusern.

Bei ihrem Anbau beweisen sich die Niederländer als wahre Meister der Effizienz. Braucht es für die Produktion von einem Kilo Tomaten im weltweiten Schnitt rund 100 Liter Wasser, kommt man in den Niederlanden mit gerade einmal 4 Litern aus. Daneben werden immer häufiger auch landwirtschaftliche Ausrüstung und Agrar-Know-how abgerufen. Energiesparende Gewächshäuser stehen gleichermaßen hoch im Kurs wie moderne GPS- und Drohnen-Systeme für die Präzisionslandwirtschaft sowie effiziente Melkroboter und Sortieranlagen für Gemüse.

Niederlande Agrarexporteur

Die Niederlande sind nach den USA der zweitgrößte Agrarexporteur der Welt: Rund sechs Milliarden Euro setzen die Obst- und Gemüsebauern im Jahr mit ihren Produkten um.

Über die Jahre haben sich die Niederlande zu einer dienstleistungsgeprägten Gesellschaft entwickelt. Rund zwei Drittel des Bruttosozialprodukts entfallen auf den Dienstleistungssektor, in
dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung arbeitet, wohingegen die Industrie lediglich 10 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigt.

Das größte Segment des verarbeitenden Gewerbes bildet die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. An Bedeutung hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Maschinenbau gewonnen. Zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen werden zu den Weltmarktführern auf ihren Spezialgebieten gezählt.

Digital in die Zukunft

Festo Mitarbeiter Niederlande

Als Know-how- und Entwicklungspartner treibt Festo in den Niederlanden die Digitalisierung voran. Das Festo Customer eXperience Centre ist ein wichtiger Bestandteil der zukunftsweisenden
Initiative „Smart Industry“. Von ihr profitiert auch der niederländische Maschinen- und Anlagenbau. Im Customer eXperience Centre können sich Kunden von den Konzepten des Festo Bionic Learning Network inspirieren lassen und neue Techniken der Digitalisierung kennenlernen. Hierzu wurde eigens ein Future Learning Lab mit unterschiedlichen Stationen zum Konstruieren und Betreiben von Anlagen eingerichtet.


 „Schon im ersten Jahr seit der Eröffnung haben über 1500 Kunden das Customer eXperience Centre besucht, um Lösungen gemeinsam mit Ingenieuren zu erarbeiten.“ - Dennis van Beers, Geschäftsführer Festo Benelux

Automation weist neue Wege

Festo hat das Entwicklungspotenzial des Landes früh erkannt. Vor zwei Jahren feierte der Automatisierungsexperte in den Niederlanden sein 50-jähriges Bestehen. Als Marktführer auf seinem Gebiet unterstützt Festo mit mehr als 160 Mitarbeitern niederländische Unternehmen. Über 5000 Kunden hat Festo als Beratungs-, Technologie- und Entwicklungspartner auf ihrem Erfolgskurs bereits begleitet.

Niederlande Gebäude von Festo in Delft

Festo Niederlande hat seinen Hauptsitz in Delft, nahe Rotterdam.

Aus intensiven Entwicklungspartnerschaften resultieren wegweisende Innovationen wie Melk- und Apothekenroboter sowie Handhabungsautomaten, die unter anderem das Sortieren von Schnittblumen präzisieren und beschleunigen. Neben dem Agrarsektor stehen die Wachstumsbranchen der Elektronikindustrie und Kleinteilemontage, der Medizintechnik und Laborautomation sowie der Pharma- und Chemieindustrie im Fokus.

So wird sich in den Niederlanden auch zukünftig einiges bewegen. Das fiets gehört mit genauso großer Sicherheit dazu wie Festo.

TEILEN UND EMPFEHLEN

Hinterlasse einen Kommentar

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Eingeschränktes HTML

  • Erlaubte HTML-Tags: <a href hreflang> <em> <strong> <cite> <blockquote cite> <code> <ul type> <ol start type> <li> <dl> <dt> <dd> <h2 id> <h3 id> <h4 id> <h5 id> <h6 id>
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
Datenschutzinformation
Der datenschutzrechtliche Verantwortliche (Festo Gesellschaft m.b.H., Österreich) würde gerne mit folgenden Diensten Ihre personenbezogenen Daten verarbeiten. Zur Personalisierung können Technologien wie Cookies, LocalStorage usw. verwendet werden. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, treffen Sie bitte eine Auswahl: